Wer hätte gedacht, dass warmes Wetter, Kultur, viel Freizeit, aber auch Fortbildung und Spaß beim Lernen auf der Arbeit so gut zusammenpassen? Wer nicht weiß, wovon ich spreche: Es geht um das Erasmus+ Programm, welches es Auszubildenden, Studenten und Berufstätigen erlaubt, sich im Ausland fortzubilden und neben neuen Kulturen und Erfahrungen auch neue Arbeitsweisen kennenzulernen. Ich freue mich, davon berichten zu können, wie sich mein Erasmus+ Austausch im Jahre 2022 gestaltet hat. So habe ich im Frühsommer 2022 im Rahmen des Erasmus Programms meinen Austausch im wunderschönen und warmen Madrid in Spanien absolviert und Einblicke in die Kreativagentur Peanuts&Monkeys gewinnen können. Wie genau ich das gemacht habe, was ich erlebt habe und was ich mit auf den Weg geben kann, berichte ich euch anbei.
Kurz vorab zu meiner Person: Ich bin Henry Möllers, 21 Jahre alt und Auszubildender bei husare GmbH in Emsdetten, einer großen Werbeagentur, vor allem tätig im Bereich Markenkommunikation. Dort absolviere ich aktuell eine Ausbildung zum Kaufmann für Marketingkommunikation und lerne anhand von vielen internationalen und interessanten Kunden jeden Tag mehr im Marketing-Bereich. Unter anderem arbeite ich primär an einem Kunden aus dem landwirtschaftlichen Sektor und betreiben in dem Zuge vor allem Imagewerbung. Und was soll ich sagen? Ich gehe jeden Tag sehr gerne zur Arbeit und kann mir keinen interessanteren Arbeitsplatz und Arbeitgeber vorstellen, der mich jeden Tag so unterstützt und fördert.
Planung
Es ist schon ein paar Wochen her, dass mein Betrieb husare auf mich zukam und mir diese Chance anbot. Dabei ging es um das Erasmus+ Programm, welches in Zusammenarbeit mit der EU, Education Berlin und meiner lokalen IHK, jungen Studenten, Azubis und Berufstätigen die Möglichkeit bietet, im Ausland Erfahrungen zu sammeln und zu arbeiten. Die Expertise zu diesem Thema bestand bereits in meinem Unternehmen, da bereits zwei Austausche zuvor geplant waren, aufgrund von der damals aufkommenden Corona-Pandemie jedoch abgesagt wurden. So waren die meisten Ansprechpartner und Informationen bereits bekannt und setzen uns in Verbindung mit meiner lokalen IHK-Nord-Westfalen und der sehr netten Frau Nadine Rosell, die uns die ersten initialen Informationen und Beratung gab. Nach der initialen Absprache und der Mitteilung von Rahmenbedingungen mit Frau Rosell, ging es dann an die Suche einer Agentur, bei der ich das Praktikum für einen Monat im Juni angehen konnte.
Die Suche war schnell vorbei, denn mein Ausbildungsbetrieb ist Mitglied in einem Agenturnetzwerk namens CommUnity International und seit Jahren mit Herzblut dabei. CommUnity international verbindet unabhängige kreative Werbeagenturen aus der ganzen Welt und besteht mittlerweile aus 32 Agenturen und mehr als 1200 Mitarbeitern, die im Rahmen des Netzwerks zusammen an Projekten und internationalen Ausschreibungen, z.B. für die EU, arbeiten. Das bedeutet, dass die Auswahl natürlich sehr groß ist – so fiel die Entscheidung schnell auf die unheimlich kreative und eng befreundete Agentur Peanuts&Monkeys aus dem Herzen Madrids.
Mit dieser Entscheidung meldete ich mich wieder bei der IHK-Nord-Westfalen und konnte mit der Hilfe meines Betriebes husare die ersten Absprachen mit Peanuts&Monkeys aus Spanien starten. Dabei fixierten wir die ersten Lernziele, den genauen Zeitraum und lernten uns kennen. Und so konnte ich folglich nach weiteren Absprachen dann mit einem genauen Zeitraum auf die IHK-Nord-Westfalen zukommen. Im Weiteren wurde ich von der IHK genau zu dem Erasmus Programm beraten und entschied mich im Zuge dessen für die Planung in Eigenregie. Das bedeutet, wie der Name schon sagt, dass ich den Austausch allein und mit meinem Betrieb in die Hand nehme und selber organisiere, anstatt dass Unterkunft und Praktikumsbetrieb von der IHK ausgewählt werden. Ausschlaggebend war für mich in dieser Entscheidung vor allem, dass ich bereits eine so kreative Praktikums-Agentur in Spanien gefunden hatte, von der ich sehr viel lernen können würde und wollte vor allem auch die Erfahrung in der Organisation solcher Programme planen. Nach meiner Entscheidung wurde ich mit Frau Krause von Education aus Berlin bekannt gemacht, die mich von da an sehr kompetent beraten hatte und mir dabei half, die finanzielle Förderung und den Austausch zu planen. Dabei wurde ich in mehreren Terminen und Telefonaten an die Hand genommen und mir erklärt, wie genau ich den Austausch angehen solle und wie genau dieser ablaufen sollte.
Anreise und Organisation
Meine Entscheidung war getroffen – ich wählte die Organisation und Planung in Eigenregie. Nach einem Gespräch mit Education Berlin und der IHK, bin ich dann strukturiert die Planung angegangen und habe mir über AirBnB eine Wohnung besorgt und mir einen Flug gebucht. Dann war alles geplant und nun stand vor allem noch die Finanzierung im Raum, die ich durch Education Berlin annehmen und planen konnte. Dabei konnte ich mir ein klares Bild schaffen, was genau alles gebraucht wird und wie genau ich die Finanzierung zu 100% annehmen konnte. Das Nächste, an das ich mich erinnere, ist, dass ich im Flugzeug in Madrid sitze und wir bei warmem Sonnenschein aufsetzen.
Freizeit
Darauf folgten ein Monat neue Erfahrungen, eine neue Stadt zu erkunden und vor allem viele neue Freunde. Meine Erwartungen waren hoch und wurden dennoch übertroffen und konnte so viele neue Erfahrungen sammeln. Neben der Arbeit habe ich in meiner Freizeit vor allem die Stadt erkundet und neue Ecken gesehen. Ich habe die Kultur näher kennengelernt und viel Zeit bei meinen Lieblingsplätzen dort verbracht. Am meisten Zeit habe ich vermutlich im Retiro-Park verbracht, der mit seinen wunderschönen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten glänzen kann und habe dort oft den „Palacio de Cristal“ gesehen, ein ganzes Gebäude aus Glas und mit Kunst im Inneren. Neben dem Palast kann man dort vor allem viel Zeit an den verschiedenen Gärten verbringen, den „Estanque del buen retiro“ besichtigen, einen wunderschönen künstlichen See im Herzen des Retiros und konnte bei einem kühlen Eis den Ruderbooten dort zuschauen. Am meisten werde ich aber vor allem die Ruhe und Wärme bei einem Buch unter einem Baum im Retiro vermissen. Neben dem Retiro habe ich am meisten Zeit an einem Ort nahe meiner Wohnung verbracht, dem „Cerro del Tio Pio“ der den schönsten Ausblick auf ganz Madrid bieten kann. Jeden Abend saß ich dort und habe mir den Sonnenuntergang im Panorama-Blick über Madrid angeschaut. Natürlich habe ich neben den malerischen Orten vor allem auch die Innenstadt gesehen und erkundet, die Museen besucht und viele weitere Ecken gesehen. Darunter vor allem das „Faro de Moncloa“ ein alter Leuchtturm mit Blick über Madrid, die 360 Skyline Bar im 29sten Stock über Madrid und das archäologische Museum Madrids. Und ich kann sagen: Madrid ist wunderschön und kann neben Architektur vor allem an Kultur glänzen! Neben der Kultur sind es auch die netten Menschen dort, die das Erlebnis erst unvergesslich gemacht haben.
Agentur
Erst die Arbeit und dann das Vergnügen, sagt man so schön. Das trifft in diesem Fall aber nicht ganz zu und konnte meine Zeit im Praktikumsbetrieb nie als langweilig betiteln. Eher im Gegenteil. Ich habe bei Peanuts&Monkeys in der Zeit des Praktikums gearbeitet und habe viele Eindrücke sammeln können und sehr viel lernen dürfen. Peanuts&Monkeys ist eine Kreativwerbeagentur in Madrid und besteht seit 2013 mit knapp 20 Mitarbeitern und kann mit diversen internationalen Kunden sowie mehr als 100 Awards glänzen. Unter seinen Kunden darf Peanuts&Monkeys vor allem große Unternehmen wie Mitsubishi, Aiways und Disney zählen. Wie bereits erwähnt, kannte der Geschäftsführer von husare, Thomas Hans, die Agentur bereits und konnte von deren Kreativität schwärmen und mir versichern, dass ich dort am meisten lernen könnte. Wie ich nach meinem Praktikum sagen kann, hatte er definitiv recht und bin froh eine so wertvolle Einschätzung bekommen zu haben.
Wie die meisten wahrscheinlich schon wissen, sind die Arbeitszeiten in Madrid andere als wir sie in Deutschland bekannt sind. Meine Arbeitszeit begann morgens um 9:30 Uhr und hatten ca. 1 ½ Stunden Mittag ab 14 Uhr und mussten bis um 19 Uhr arbeiten. Diese leicht verschobenen Arbeitszeiten sind vor allem der Hitze zuschulden und vor allem die berühmte „Siesta“ im Mittag ist bei der Hitzewelle, zu dessen Zeit mein Austausch war, ein echter Vorteil. Auch Homeoffice zählte zu meiner Arbeitswoche dazu und war jeden Montag und Freitag in meiner Wohnung in der Avenida de la Albufera am Arbeiten.
In meiner Zeit bei den Monkeys habe ich schnell in das Team hineingefunden und wurde von den herzlichen Kollegen direkt in Kunden und die Agentur geführt. Trotz einiger sprachlicher Barrieren schafften wir es stets zu kommunizieren und zusammen Erfahrungen auszutauschen. Wir sprachen hauptsächlich englisch und konnte meine Kenntnisse in Spanisch verbessern. Im Laufe meines Austausches lernte ich die Kollegen immer besser kennen und habe jedes Wochenende etwas mit den liebgewonnenen Kollegen unternommen.
Meine Aufgaben vor Ort waren breit gefächert, divers und immer für denselben Kunden. Im Rahmen einer Zusammenarbeit im Agenturnetzwerk CommUnity4Europe, wird dort mit gebündelter Kompetenz mehrerer internationaler Agenturen aus dem CommUnity International Team an großen EU-Ausschreibungen gearbeitet. Zuletzt arbeitete ich zusammen mit mehreren Agenturen aus Polen, Österreich, Portugal und Deutschland zusammen an einer Ausschreibung für ein EU-Projekt, welches sich im Lebensmittel-Bereich bewegt. Im Rahmen dessen gab es auch mehrere Meetings und Zusammenarbeiten zwischen husare und den Monkeys und habe so immer ein Stück Heimat in Spanien gehabt. Für diese Ausschreibung habe ich Zielgruppen-Analysen durchgeführt, Recherchen gemacht, wissenschaftliche Statistiken gelesen, SWOT-Analysen geschrieben und vieles mehr erarbeitet.
Ein Abschied fiel mir schwer, nachdem ich so herzlich verabschiedet wurde, wie bei den Monkeys. So freundlich, ehrlich und emphatisch die Monkeys sind, haben diese mir zu meinem Abschied eine Party gewidmet und haben mich mit einem spanischen Mittagessen und spanischer live-Musik verabschiedet, die der Geschäftsführer und Mentor Mario Sanchez del Real für alle spielte. Neben einem Abschieds-Ständchen habe ich auch noch 3 T-Shirts mit Peanuts&Monkeys Aufschrift bekommen, die sich die Geschäftsführer und meine persönlichen Vorbilder, Mark Bourichter und Thomas Hans von husare so gewünscht haben – und so sind wir symbolisch und wortwörtlich nun ein Teil der Monkeys.
Erfahrungen und Learnings
Ein Fazit unter solche Erfahrungen zu ziehen, ist immer sehr schwierig. Im Grunde kann ich aber dazu sagen, dass mich der Austausch sehr weit gebracht hat und ich enorm viel lernen konnte – privat und im Marketing. Im privaten Bereich hat mich vor allem die Organisation des Austauschs sehr viel Eigeninitiative gelehrt und konnte durch das selbstständige Leben und Planen dort neue Erfahrungen sammeln. Auch im zwischenmenschlichen und sozialen Bereich konnte ich mich weiterbilden und neue Freunde finden! Meine Fähigkeit zu improvisieren und ungewohnte Situationen zu meistern wurde durch den Austausch und viele witzige Situationen durch die Sprachbarriere auch verbessert. Auch die Fähigkeit, mich an neue Umstände anzupassen, habe ich verbessern können und mich trotz Sprachbarriere in jeder Situation sehr gut einfinden können. Vor allem aber die Improvisation konnte ich weiter verbessern und habe in vielen Situationen davon Gebrauch machen können.
Vor allem aber die Learnings im geschäftlichen Bereich sind enorm gestiegen. So konnte ich viele Einblicke in Agenturstrukturen, Arbeitsweisen, strategische Markenkommunikation, Arbeitsplanung und Abläufe gewinnen und diese in den Kontrast zu bereits vorhandenem Wissen und Erfahrungen setzen. Ebenso konnte ich Einblicke in die internationale Werbung gewinnen, wie genau deutsche und internationale Werbung im Kontrast stehen – und ich kann dir sagen: Es besteht ein großer Unterschied und schlägt sich vor allem in der Gestaltung, der Herangehensweise und der Kommunikation des USP / UAP (künstliche und innovative Alleinstellungsmerkmale) wieder. Internationale und spanische Werbung ist frecher, direkter, kreativer und arbeitet mit starken Hooks / CTA und kommt so besser mit wenig Text klar. Ebenso werden UAP spielerisch und einfach mit starken und kontroversen Catchphrases transportiert, wohingegen die Kommunikation von Mehrwerten direkt und einfach ist.
Ebenso habe ich Einblicke in das Agenturleben gewinnen können und konnte das spanische und deutsche Agenturleben in den Kontrast setzen. Beide Ansätze sind sehr gleich und teilen viele Elemente, die ihre Berechtigung haben. Teilweise gibt es Unterschiede zwischen beiden Agenturstrukturen, die jeweils Vor- und Nachteile haben und bin mir sicher, dass beide Systeme in ihrem Umfeld so sehr gut funktionieren, wie sie es gerade tun. Ebenso muss dazu gesagt sein, dass es natürlich auch zwischen Agentur und Agentur, ebenso wie bei Unternehmen auch, immer starke Unterschiede gibt, egal ob man ins Ausland schaut oder um die Ecke. Eine der größten Auffälligkeiten war vor allem in Spanien die klare Trennung von Aufgabenbereichen und Zuständigkeiten, wohingegen Transparenz und Kommunikation bei beiden Agenturen an erster Stelle stehen. Alles in allem hat mir die Arbeit bei den Monkeys transparente Einblicke in Projekte, Arbeitsabläufe und die Markenkommunikation geben können und bin mir sicher mit viel Wissen wieder in Deutschland angekommen zu sein. Ich durfte viel Inspiration dort sammeln und kann anhand der Erkenntnisse aus dem Austausch gelerntes in den Kontrast stellen und neues Anwenden. An dieser Stelle darf ich jedem, der auch über einen solchen Austausch gedacht hat sagen: Auch wenn es zu Anfangs nach viel Aufwand klingt, macht diesen Austausch und sammelt einzigartige Erfahrungen und bildet euch weiter!
Wie ich immer sage: Erfahrungen sind unbezahlbar und das Wichtigste im Leben. Gerade deswegen bin ich umso dankbarer diese Möglichkeit wahrnehmen zu können und diese einmaligen Erfahrungen und Perspektiven gesammelt zu haben. An dieser Stelle bedanke ich mich vor allem bei meinem Betrieb husare, dass ich diese Chance wahrnehmen durfte und kann mich mit einem so unterstützenden und fördernden Arbeitgeber glücklich schätzen, der mich nicht nur in der Planung, sondern auch finanziell in diesem Austausch unterstützt hat! Ebenso bedanke ich mich vor allem bei den anderen Organisationen wie der IHK-Nord-Westfalen und Frau Rosell, bedanke mich bei der Education GmbH und Frau Krause, die diesen Austausch erst möglich gemacht haben. Last but not least möchte ich vor allem auch Peanuts&Monkeys für einmalige Erlebnisse, tolle Einblicke, starke Learnings und vor allem Empathie und Herzlichkeit danken, die diesem Austausch die Seele gaben, die es so einzigartig gemacht haben.
¡Gracias y Cuídate!